Sunday, August 27, 2017

PETZL Reactik+ Review - Eisenerzer Reichenstein Nachtwanderung

Sonnenaufgang am Gipfel, Nachtwandern, Stirnlampen testen. Alles Dinge die schon länger auf der To-Do Liste stehen, nachdem diese Punkte unvermeidlich zusammenhängen und das Wetter mitspielt, schnappte ich mir den ebenfalls abenteuerbegeisterten Verfasser des Amering Blogposts und wir machten uns auf den Weg.
Die letzten offenen Fragen, wann und wohin, waren schnell beantwortet. Er kannte den Eisenerzer Reichenstein noch nicht und ich wollte für meine erste echte Nachtwanderung ein Gebiet wählen, welches ich gut kenne. Der Aufstieg auf den Reichenstein dauert etwa 2h30min und Sonnenaufgang ist laut ZAMG um 6:05Uhr also hieß es so viel Schlaf wie möglich bekommen, um 1:00Uhr aufstehen und ab Richtung Eisenerz. Nach ein paar doch alzumorgentlichen Komplikationen verzögerte sich unser Plan ein bisschen. Um 3:30Uhr erreichten wir jedoch frohen Mutes den Parkplatz.
Wir waren auf dunkel vorbereitet, doch diese Nacht war ungewöhnlich schwarz. Kein Mond war zu sehen, nur Sterne und fünf Straßenlaternen im Tal. Umso begeisterter begannen wir den Aufstieg bei leichtem Bergabwind und im Schein unserer PETZL Reactik+.

PETZL Reactik+ Review

Die Reactik+ ist wie der Name verspricht sehr gut an die jeweiligen Gegebenheiten anpassbar. Mit sieben verschiedenen Leuchtmodi und bis zu 300Lumen die perfekte Lampe für unser Vorhaben. Der Sitz der Lampe ist angenehm und das Kopfband gut einzustellen. Wir gingen fast durchgehend mit dem 'Reactive, Max Autonomy' Modus. Sowie man den Kopf bewegt passt sich der Lichtschein der Taschenlampe an, ob auf Distanz oder andere Lichtquellen, die Lampe wählt automatisch die ideale Beleuchtungsstärke und wir hatten nie das Problem irgendetwas schlecht zu sehen oder uns geblendet zu fühlen. Das Handyapp kam nur zur Kontrolle des Batteriestandes zum Einsatz. Man kann aber verschiedene Profile wählen oder selbst Programmieren um für jegliche Situation vorbereitet zu sein.

Die Lampe bietet die Möglichkeit ein Blinksignal als Morsecode abzugeben, falls man auf sich aufmerksam machen muss. Den zu blinkenden Text gibt man im App ein und ist standardmäßig auf SOS (kurz-kurz-kurz lang-lang-lang kurz-kurz-kurz) gestellt. Wir hatten die Lampe für ~2h durchgehende in Verwendung und verbrauchten nur 15% des Akkus, ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis. Ein weiteres wichtiges Feature ist die Tastensperre, da sich die Lampe im Rucksack sonst gern mal einschaltet. Die Bedienung ist nicht ganz selbstverständlich, da man die Lampe nicht direkt über Bluetooth per App steuern kann. So muss man sich genau merken welche Taste für was zuständig ist und in welchen Modi man sich gerade befindet ist nicht immer ganz klar.
Mit der App kann man lediglich feststellen in welchen Modi man sich gerade befindet und welchen Akku stand man hat, man kann die Modi jedoch nicht wechseln, was die App wiederum relativ nutzlos macht. Mittlerweile gibt es zwar einen Live-Modus mit welchen man die Lichtstärke regulieren kann, aber das übernimmt die Lampe ja eigentlich eh selbst, also bringt der auch nicht viel.

Wirklich schade, zusätzlich stürzt die App ab wenn man die Lampe umbenennen möchte kein wichtiges Feature aber beim Einrichten der Lampe stehen leider nur Sonderzeichen. Spätestens wenn zwei Lampen in der Nähe sind wir es dann schon unübersichtlich. WTF pls fix this.

Anfangs warfen wir noch öfters einen Blick aufs GPS um uns sicher zu sein den Weg auch richtig zu gehen, aber schon bald kamen wir in einen guten Gehfluss. Auf Höhe des Brennholzes und mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt das plötzliche Erschrecken. Den Blick nach oben, relativ weit weg, aber definitiv in unserer Komfortzone, leuchten uns zwei Punkte entgegen. Das es Tieraugen waren die den Schein unserer Lampen reflektierten war uns sofort klar. Der Rest des Tieres lag jedoch in absolute Finsternis gehüllt. Nach kurzem Überlegen ob es in dem Gebiet Wölfe geben könnte waren wir uns einig, dass die Augen entweder einer Gams einem Reh oder einem Fuchs gehören mussten. Etwas wachsamer setzten wir unseren Weg fort und nicht das letzte Mal war es hier der Fall, dass uns auf einmal mehrere Augen entgegenleuchteten. Als wir dann einmal näher an eines der Tiere herankamen war es klar des es sich, wie erwartet, ausschließlich um Gämse handelte.
Die einerseits leicht beängstigenden aber genauso interessanten und aufregenden Begegnungen ließen uns, voller Adrenalin, umso schneller vorankommen. Wir wollten den Gipfel immerhin um 6:05Uhr erreichen und durch die Verzögerung bei der Anreise hatten wir für den gesamten Aufstieg nur 2h15min Zeit. Im oberen Teil, kurz vor der Leiter lernten wir noch ein paar Fledermäuse kennen die es sich im hohen Gras gemütlich gemacht hatten. Anscheinend sind auch die Perseiden noch nicht ganz vorbei und wir erblickten ein Prachtexemplar von Sternschnuppe. Hier war es dann auch das erste Mal hell genug um überhaupt die Umrisse der umliegenden Berge zu erkennen. Die letzten 200hm machten wir in Rekordzeit und standen so nach ~2h um 5:45Uhr am Gipfel.
Dann kam allerdings die unschöne Überraschung, plötzlich war es kalt, der Wind wehte, es war diesig und genau im Osten hing ein großes Wolkenband das sich nicht zu verschieben schien. War ich vom Parkplatz bis zum Gipfel nur mit T-Shirt unterwegs, so holte ich jetzt Fleecejacke, Haube und Handschuhe aus dem Rucksack. Einige Leute kamen noch von der Hütte herüber und waren gleich wie wir über das Wetter überrascht, welches wiedermal alle Vorhersagen die ich gelesen hatte widerlegte. Wir versuchten das Beste daraus zu machen und pünktlich um 6:05Uhr ein paar coole Fotos von unserem roten Feuerball, gerade so durch die Wolkenwand erkennbar, zu machen. Bald aber beschlossen wir, dass wir nicht noch 30min warten würden bis die Sonne über die Wolken aufsteigt. Also begannen wir den Rückweg und hofften spätestens beim Rottörl Sonne zu haben. So sollte es dann auch sein und sobald wir die Leitern herunten waren hatten wir keinen Wind mehr und die Sonne zeigte sich das erste Mal.
Hier trafen wir auch unsere morgendlichen Wegbegleiter wieder und stiegen entlang der Gamsherde und dem gelegentlichen Gutenmorgen-Pfiff der Murmeltiere wieder ins Tal ab. Von absoluter Stille und Finsternis zu einem idyllischen Morgen. Kaum erkannten wir den Weg den wir zuvor bewältigt hatten wieder und erreichten um 8:00Uhr und um einige unvergessliche Erinnerung reicher den Parkplatz. Geniales Erlebnis, super Stirnlampe und sicher nicht die letzte Nachtwanderung.

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