Tuesday, May 20, 2014

Wandern - Seebergsattel - fast auf den Hochschwab - Voisthalerhütte - Seewiesen

"Als Abenteuer wird eine risikoreiche Unternehmung oder auch ein Erlebnis bezeichnet, das sich stark vom Alltag unterscheidet – ein Verlassen des gewohnten Umfeldes und des sozialen Netzwerkes, um etwas (Riskantes) zu unternehmen, was interessant, faszinierend zu sein verspricht und bei dem der Ausgang ungewiss ist."
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Abenteuer

Aufgrund der starken Niederschläge der vergangenen Tage, wussten wir das wir mit Schnee zu rechnen haben würden und das machte auch genau den Reiz aus diese Tour in Angriff zu nehmen. Eigentlich sollte es auf den Dachstein gehen, aber nix zu machen, viel zu viel des schönen weißen Zeugs ist am Wochenende heruntergekommen und hat sogar für eine sehr Anspruchsvolle Rettungsaktion gesorgt .

Da wir weder uns aber vor allem keine anderen Leute in Gefahr bringen wollen haben wir uns auf unsere Tour best möglich vorbereitet, ausgerüstet und Notfallszenarien eingeplant. Doch fast wäre es soweit gekommen das wir unseren NotNotNotfallsplan heranziehen hätten müssen aber mehr dazu später.

Der Hochschwab sollte es werden und zwar über diese auch bei trockenen Verhältnissen doch recht anspruchsvolle Tour . 28,3km Wegläng, 1842 Höhenmeter, dauer zwischen 11:00 - 13:30 Stunden. (Ihr könnt dem Link alle Daten und Fakten entnehmen inklusive Karte, ich erspare euch hier eine doppelte Beschreibung)

Notfallsplan Nr.1: Bei zuviel Schnee, gefrorenem Schnee oder Eis, drehen wir um. Da wir keinen Eispickel und Steigeisen mitnehmen.

Notfallsplan Nr.2: Abstieg auf die Voisthaler Hütte, bei Übermüdung, Erschöpfung, oder bei zu viel Schnee im Ochsenreichkar.

Notfallsplan Nr.3: Gehen in der Nacht, Stirnlampen + Ersatzbatterien sind eingepackt.

Notfallsplan Nr.4: Schlafen im Freien. Biwaksack, Aludecken, Schlafsack, Lange Unterwäsche, sowie Haube und dicke Winterhandschuhe sind mit dabei.

Essen für 2-3 Tage und 3 Liter Wasser sind eingepackt, Schnee liegt uma schmelzen bei Tag in Plastikflasche falls notwendig.

Es war uns leider nicht möglich zuvor im Internet herauszufinden mit wie viel Schnee wir in etwa rechnen müssen. Die Webcam vom Schiestlhaus ist ende April ausgefallen. Und sonst gibt es nirgendst aktuelle Schnee Informationen. (Hier ein wichtiger Punkt, Anrufen wen auch immer Hüttenwirte, zuständige Bergrettung für das Gebiet , kA aber irgendwer muss doch was wissen. Schiestlhaus wäre zb schon besetzt gewesen obwohl sie erst am 28.05 aufsperren. Voisthaler Hütte hat schon seit 1.Mai offen, der Hüttenwirt dort ist selbst bei der Bergrettung und aktiver Höhenbergsteiger und Kletterer, also der weiß schon wovon er redet.)

Los ging es am Dienstag relativ spät, die Kollegen kamen mit dem Zug aus Wien, und da Kapfenberg ja direkt auf der Strecke liegt habe ich sie dort gegen 10 Uhr abgeholt und wir sind gemeinsam weiter nach Seewiesen gefahren. Hinauf auf den Seebergsattel am höchsten Punkt ist auf der rechten Seite ein riesiger Parkplatz welcher unser Ausgangspunkt werden sollte.

Um 11:11 Uhr starteten wir Richtung Seeleiten, schon nach wenigen Höhenmetern hatten wir Schnee am Weg und es war alles relativ rutschig. Die starken Stürme der Wintermonate haben dort unzählige Bäume entwurzelt und so hieß es immer wieder die Bäume zu umgehen, zu überklettern und immer wieder den Weg zu suchen, ich denke die halbe Zeit waren wir Abseits des Weges unterwegs. Recht schnell wurde der Schnee immer mehr, dafür nahm aber die Trittsicherheit zu. So beschlossen wir auch gleich die Gamaschen anzulegen und uns weiter den Weg nach oben zu bahnen.

Nachdem wir endlich aus dem Wald-Wirrwarr hersausen waren lag ein relativ steiler Latschen Hang vor uns. Ein Weg war schon lange nicht mehr zu erkennen, doch laut Karte und Garmin-GPS (weiters Backup ^^ ) sollten wir oben am Kamm den Weg kreuzen, also hieß es Höhenmeter machen.

Nachdem ich bis jetzt meinen beiden Kollegen die Führung überlassen hatte, war nun ich dran zum Spuren. Knietief, hüfttief ging es den steilen Hang nach oben, einen Schritt nach vor einen halben zurück, ihr kennt das ja. Teilweise war der Schnee so weich das es kein weiter kommen mehr gab, jeder Schritt ging ins Leere, so hieß es ein paar Schritte zurück um kompakteren Schnee zu finden. Teilweise mussten wir uns an Latschen aus dem Schnee ziehen und so kreuzten wir erst um 13:23 Uhr oben den Weg am Kamm. Die Oberschenkel brannten wie hölle ich konnte fast nicht mehr aufrecht stehen so zitterten mir die Knie.

Den nächsten Steilhang sind wir weit rechts relativ schneefrei umgangen, und plötzlich bot sich uns ein ganz ein anderes Bild. Der Wind und die Sonne hatte dem Schnee am Kamm ordentlich zugesetzt und so ging wir über herrliche Wiesen die nächsten Stunden recht sorglos vor uns hin.

Zu unseren rechten Seiten ließen wir die beeindruckenden Wände der Hochweichsel und des Ringkamps liegen und rätselten noch über deren kletterbarkeit. Mittlerweile war die Haut von der Sonne und den starken Reflexionen des Schnees doch schon spürbar angegriffen, trotz Sun Alpin Creme LSF 50+. Und so waren wir über die paar Wolken die über uns zogen durchaus dankbar.

Es dürfte so gegen 17:30 Uhr gewesen sein als wir von der Ringkarwand auf den Hutkogel blickten, und wir das erste Mal richtig zu Schlucken hatten. Schnee jede menge Schnee, relativ steiler Hang, unten wo vermeintlich der originale Weg ist 5m Schnee? Ich weiß es nicht kann man einfach nicht einschätzten, ich wusste nur: "wennst da runter abrutscht kommst sicha nimma aussa".

Schon recht müde von den letzen 6h querten wir denn Hang mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, die Schneedecke schien zwar schön abgesessen zu sein, aber es war ein ganz ein weicher Schnee, und jeder Schritt harte Arbeit. Als wir den Hutkogel relativ hoch nach Links hinein querten, offenbarte sich das erste Mal unser Weiterweg. Wir blickten direkt in das Ochsenreichkar und in der Entfernung sahen wir unser Ziel den Hochschwab und darunter irgendwo versteckt unsere Nächtigungsmöglichkeit das Schiestlhaus.
Wir machten eine kurze Pause, studierten den Weg, die Karte und berieten über unser weiteres Vorgehen. Schon schnell wurde uns dreien klar, das wir da heute sicher nicht mehr hinauf kommen würden. Zu viel Schnee, zu steil, zu unsicher wo der Weg oben weiter gehen würde und ob wir auf dem Kamm auf noch mehr Schnee stoßen würden. Einstimmig beschlossen wir zur Voisthalerhütte abzusteigen, aber zuerst mussten wir mal vom Hutkogel hinunter zur Abzweigung kommen, zuerst über ein steiles Schneefeld und dann über steiles Wiesen-Schottergelände zur Abzweigung.
Und da fanden wir dann auch den ersten Wegweiser seit langem und siehe da in nur 45 Minuten sollten wir in Sicherheit auf der Hütte sein. Wir nahmen uns vor genau dem Weg zu folgen und nicht mehr all zu viel Zeit zu verlieren.

Von Markierung zu Markierung über einen netten Weg .... und auf einmal aus nix mehr, 3 Schritte zurück aber da ist doch die Markierung, kein weiter kommen. Was sagt das Navi? Na muss eh da lang gehen, ok!

Und plötzlich war von unserem Kollegen nur noch der Kopf zu sehen, so tief war er im Schnee eingesunken. Beide Füsse wie einbetoniert, kein nach vor und kein zurück mehr möglich. Die Sonne war schon hinter den Bergen verschwunden und wir wussten in 1h würde es finster sein. Nun hieß es graben zuerst mit den bloßen Händen doch schon schnell war kein weiter kommen mehr, dicke Winterhandschuhe anziehen, dem Kollegen im Schneeloch eine Jacke, er war schon am frieren. Der Schnee war so hart wir verwendeten ein Messer um weiter zu graben. Nach gut 20 Minuten war dann der erste Fuß frei und kurz danach auch Er.

Insgesamt brauchten wir für den Abstieg zur Hütte gute 2h. Durch Knie bis hüfttiefen Schnee, nirgendst war auch nur ein Weg zu erahnen, wir folgten so gut es ging dem Weg dem uns das Garmin vorgab, aber wir konnten einfach nicht noch einmal riskieren so weit einzusinken. Also musste nach jeder Kuppe nach jedem Hügel, nach dem der Situation entsprechend bestem Weg gesucht werden. Das führte dann auch dazu das wir die Hütte schon fast angreifen konnten so nah war sie, doch leider gab es über den steilen teils senkrechten Hang einfach keine Abstiegsmöglichkeit, also wieder zurück und den ganzen Hügel rechts umgehen so wie ihr es auf der Wanderkarte eingezeichnet seht.
Tot müde und überglücklich erreichten wir dann endlich die Hütte und als diese dann auch noch unverschlossen und besetzt war jubelten wir innerlich. Der super freundliche Hüttenwirt, warf für uns sogar nochmal den Herd an und es gab Frankfurter, Käsekrainer und Speckbrot und ein paar Gösser NaturRadler Zitrone für die Nerven und zur Verbesserung des Elektrolyt-Haushalt's.

Da wir die einzigen Gäste auf der Hütte waren, na wenn wundert das auch bei dem Wetter, wurde die Hüttenruhe prompt überzogen und wir hatten ein super Gesprächsrunde, rund ums Bergsteigen und Klettern. Der Hochschwab scheint hier immer mehr zum Geheim Tipp zu verkommen, da sich viele den langen Zustieg heute einfach nicht mehr antun wollen. Wir dürften sogar das Hütten Buch durchblättern und fanden Handgezeichnete Topos aus den 60iger Jahren. Wahnsinn was die damals schon drauf hatten.

Am nächsten Tag stiegen wir um 9:20 Uhr über die Voisthalergasse, zum Höllkampl, vorbei an der Floralhütte und hinaus über das Seetal nach Seewiesen ab. Den ersten Parkplatz erreichten wir gegen 11:15 Uhr, also haben wir eigentlich genau die 2h gebraucht die der Hüttenwirt uns prophezeit hatte, angeschrieben sind 2h30min. Nun mussten wir noch der Schotterstraße nach Seewiesen folgen um über den STW 01,05 wieder auf den Seebergsattel aufzusteigen.

Ein Kollege blieb mit unseren Rucksäcken zurück beim Seeberghof, und wir schafften den Aufstieg über sehr steiles und gatschiges Waldgelände in nicht mal 45min.

Ich konnte mich leider nicht entscheiden welche Bilder ich euch reinstellen soll, also gibts zur Abwechslung mal einen Link zur Flickr Galerie oder eine Diashow was euch besser gefällt.


Ein wahres Abenteuer? Zu viel Risiko? Da geht noch mehr? Was meint ihr?

1 comment:

  1. na klingt doch spannend so ein abenteuer :)
    der hochschwab ist zu jeder jahreszeit was sehr besonderes.

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