Der nächste 3000er stand am Programm, zum Glück waren wir diesmal nicht wieder alleine unterwegs. Roland und Veronika, kamen direkt aus dem schönen Osttirol mit schon einigen Höhenmetern in den Beinen und einigen tollen Touren wie etwa dem Bösen Weibl 3.119m hinter sich.
Zuerst überlegten wir noch zwischen der Tauernkönigin aka der Hochalmspitze 3.360m und dem Ankogel 3.252m. Aufgrund der Wetterverhältnisse der letzten Tage und der etwas unklaren Tourenbeschreibung einzelner Internetplattformen entschieden wir uns für den Ankogel.
Um die Tour zu einem einmaligen Erlebnis werden zu lassen entschieden wir uns durch das Kleinelendtal abzusteigen, und die zweite Nacht nicht auf der Osnabrück Hütte zu verbringen wie zuerst geplant. (Seid ihr konditionell super drauf dann könnt ihr hier auch noch den Schwarzkopf 3.171m mitnehmen, in etwa eine Stunde länger.)
Wie ihr auf der Karte schön erkennen könnt ist die Tour echt nicht ohne, alleine am zweiten Tag haben wir 18km, 1300hm zurückgelegt und waren fast 11h unterwegs.
Ich bin ein Flickr-Gallerie just click me
1.Tag:
Anreise ins schöne Maltatal, gute 2h30min von Graz aus. Wir haben uns beim großen Parkplatz vor der Mautstation bei der Fallerhütte getroffen. Um nicht unnötig für zwei Autos wahnsinnige 19€ Maut zahlen zu müssen, haben wir dort umgepackt und ein Getränk später ging es schon über die Maltatal Hochalmstraße auf die Kölnbreinsperre. Die offiziellen Öffnungszeiten sind von 7-18Uhr, eine nette Dame am Telefon hat mir allerdings gesagt, wenn man früher Anreisen oder später Abreisen möchte ist das kein Problem. D.h. wollt ihr eine Tagestour unternehmen und schon ganz früh starten dürft ihr die Straße auch vor den Öffnungszeiten schon befahren und bezahlt dann einfach am Weg nach Hause eure Maut sofern ihr dafür ehrlich genug seid! Aber Achtung die Straße ist mit zwei Ampeln geregelt um die sehr engen Stellen zu entschärfen, hier kann es bis zu 20 Minuten Wartezeit pro Ampel geben. So lange wartet ihr jedoch meistens nicht, auf der Ampel gibt es einen Countdown der oft einfach auf Null springt, wenn kein Gegenverkehr kommt.
Vom Parkplatz der Kölnbreinsperre geht man 8km in unter 2h auf die Osnabrück Hütte und macht ganze 128hm.
Die Osnabrück-Hütte
Aufgrund des Platzmangels haben wir uns beim Abendessen einen Tisch mit zwei Mädls aus der schönen Steiermark teilen dürfen, welche ebenfalls mit uns im Lager schliefen. Die Welt ist kleiner als man denkt heißt es immer wieder und schon nach den ersten Gesprächen kamen wir auf die genialsten Gemeinsamkeiten. So entwickelte sich dieser Abend, zu einem unbezahlbaren Erfahrungsaustausch und auch auf den anderen Tischen ging es mit der typischen Kärntner-Gemütlichkeit zur Sache, es wurde Gesungen und ein alter Bergfex spielte sogar ein paar Lieder auf der Ziehharmonika. Ein Hüttenabend wie ich ihn noch nie erlebt habe und welche Aufgrund unserer neue modernen Zeiten, strengen Regeln, Hüttenruhe, wohl auch nur mehr ganz selten vorkommen. Doch die Zeit auf dieser Hütte scheint wohl irgendwo stehen geblieben zu sein und so darf man hier noch alte traditionen Erleben und auf die Hüttenruhe wird gepfiffen, bestimmt nicht zur Freude aller.
2.Tag:
Am nächsten Tag frühstückten wir gemütlicht, bezahlten schnell alles und brachen kurz vor 7Uhr bei Traumwetter in Richtung Ankogel auf.
Traumwetter ist das eine, aber gefühlte 30°C im Aufstieg um 7:30Uhr in der Früh auf über 2000m Seehöhe das Andere. Die richtige Kleidungswahl bei Bergtouren ist immer schwierig aber bei Gletschertouren noch um einiges mehr. Softshellhose, vielleicht auch noch Gamaschen, was ist wenn es bewölkt ist und windig, schnell fallen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, soll man dann umdrehen nur weil man zu schlecht ausgerüstet ist oder ein wenig schwitzen nicht in kauf nehmen wollte? Gewicht vs. Komfort?! Wir waren diesmal wieder auf zwei Hüttennächte vorbereitet und haben nicht damit gerechnet das wir am Gipfeltag, all unser Hab und Gut mit auf den Gipfel schleppen müssten. Aber die schlechte Wettervorhersage für den nächsten Tag und die Änderung unserer Abstiegsroute durch das Kleinelendtal, führten schlussendlich dazu.
Bei Alex machte sich deswegen seit gefühlter Ewigkeit sein Belastungsasthma wieder bemerkbar. Doch alle waren sofort zur Stelle, jeder schnappte sich etwas aus seinem Rucksack, er legte den Klettergurt samt Material schon frühzeitig an und mit weniger Gewicht auf der Brust besserte sich seine Lage schnell und es konnte weiter gehen.
Zuerst führt der Weg leicht Bergauf in richtung Wasserfall, malerisch quert man den Wiesenhang in Serpentinen und der Ausblick wird von Schritt zu Schritt schöner.
Schlussendlich landet man auf einem Plateau welches von Gipfeln umgeben ist und zum ersten Mal erblicken wir das Ziel des heutigen Tages den Ankogel. Unendlich nah und doch so sofern, wendet sich der Weg nach rechts, weg vom eigentlichen Ziel.
Hier haben sich die Wegehalter eine wahnsinnige Arbeit angetan, große Steinplatten sind zum überwiegenden Teil zu Stufen aufgeschichtet und man steigt wie auf einer Treppe empor.
Oberer- und Unterer-Schwarzhornsee vereinen sich mit dem Stausee der Kölnbreinsperre, zu einer wahren Symphonie an schöner Landschaft, die Fernsicht ist einmalig.
So wie der Weg in weiten Bogen nach links macht und man zwei kleine Schneefelder queren muss, wir es auch schlagartig anspruchsvoller, die schönen Stufen sind weg, es wird rutschig und brüchiger. Vorsicht ist geboten, selbst die großen Steinplatten liegen nicht so fest wie es auf den ersten Blick scheint. Nach dem zweiten Schneefeld wird es richtig Steil, der Weg ist sandig und über ein paar Meter mag man so gar keinen guten Halt mehr finden.
Doch dann, wie aus dem nichts, gibt der Berg endlich den Blick auf den Gletscher und unsere Aufstiegsroute frei. Traumhaft schön auf den ersten, angsteinflössend, abweisend auf den zweiten Blick. Der Sommer hat dem Gletscher enorm zugesetzt, riesige Spalten klaffen vor uns auf und es scheint ein unüberwindbares Labyrinth zu sein welches wir heute noch zu bewältigen hätten.
Wir machen die erste kurze pause des Tages, ziehen unsere Gurte an und bereiten das Material vor. 30 Meter haben wir noch über loses Geröll zu bewältigen bevor der Gletscher anfängt. Der Anseilplatz ist zwar steil aber durch ein gutes Geröllband bietet er auch Platz für größerer Gruppen.
Der große Vorteil an so einem stark ausgeaperten Gletscher, man sieht die meisten Spalten. Man kann dennoch gut die paar Zentimeter Neuschnee erkennen welche es die letzten Tage gegeben hatte und welche unter anderem zu dieser Tourenwahl geführt haben.
Der Weg ist gut ausgetreten, mindestens drei Seilschaften sind schon vor uns unterwegs gewesen. Als wir gerade die Steigeisen anlegen, kommen die nächsten zwei Seilschaften dazu.
Die etwas unfreundlichen und betrunkenen vier Mölltaler Jungs des Vorabends, welche vor allem durch schlechte Steiererwitze negativ aufgefallen waren :) und unsere zwei Tisch- und Lager-Nachbarinnen.
Da zu zweit am Gletscher immer (scheiße ist) mehr risiken birgt fragten uns die Mädl's ob sie sich uns anschließen könnten und so verbrachten wir den restlichen Tag gemeinsam als 6er-Seilschaft.
Wir ließen die Mölltaler an uns vorbeiziehen und bereiteten Lehrbuchmäßig alles für die Seilschaft vor. Hier kam nochmal die Ziehharmonika des Vorabends ins Spiel, Mindestabstand 8 Meter -> 7 Personen bei einem 50-Meter-Seil laut "Sicher am Berg - Hochtouren" 1.Auflage 2016. (Hier wurde kurz etwas gefachsimpelt im Bezug auf die Restseilmenge und die maximale Personenanzahl, deswegen wollte ich das hier nochmal festhalten.)
Roland übernahm die Gruppenführung und ich ging als Schlusslicht. Sowie wir aus dem Schatten draußen waren wurde es weicher und einfach zu gehen. Doch schon bald gingen wir in Schlangenlinien und versuchten einen Weg durch die Spalten zu finden, wir umschifften die großen Spalten suchten den schmalsten Punkt für die Querung und Roland bewies einmal mehr sein gutes Gespür als er den Weg der anderen Seilschaften aufgrund von Einbruchsspuren verließ und nach einem sicheren Weg für uns suchte. Allgemein war der Weg unserer Vorgänger leider nicht ideal angelegt, teilweise ging es unnötig durch große Spalten Zonen und zum Schluss hin steuerten sie einfach gerade über den steilsten Hang zum Gipfel.
Das kostete uns allen enorm viel Kraft und wir waren über jede kurze Verschnaufpause dankbar. Als Seilletzer ist es natürlich noch eine Spur anstrengender, ich sah wie langsam und umsichtig Roland das Tempo wählte und versuchte auf alle Rücksicht zu nehmen. Ich wunderte mich dann doch was für ein Tempo zum Teil bei mir ankam, zusätzlich versuchte ich so viele coole Fotos wie möglich zu machen, was dann teilweise zu lustigen Interaktionen mit dem Alex führte welcher sich oft wunderte warum er mich nachziehen musste. Für die Gletschpassage brauchten wir doch um einiges länger als geplant/vorhergesagt. Daran war hauptsächlich der Zustand des Gletschers und der nicht ideal angelegte Weg Schuld. Eine unserer Seilgefährtinen meinte sie hätte die Tour letztes Jahr schon gemacht und der Gletscher wäre damals in weit besserem Zustand gewesen.
Gegen 11:30Uhr erreichten wir ziemlich erschöpft den Gipfelaufschwung. Hier könnt ihr eure Sachen ablegen und eigentlich alles zurück lassen, ausser ihr wollt unbedingt am Gipfel eure wohlverdiente Jause zu euch nehmen.
In super gemütlicher und durchwegs im kompakten Fels, geht es in traumhafter Grad-Kletterer dem Gipfel entgegen. Wir genießen den warmen Fels auf den Händen und die Anstrengungen der letzten 2h werden schnell vergessen. Die Steilheit und das Überwinden der großen Spalten, war für uns alle eine Herausforderung gewesen. Umso glücklicher waren wir jetzt am Gipfel wie die strahlende Gesichter am Gipfelfoto verrieten.
Ein wenig überrascht waren wir über die vielen Leute und die kleinen Kinder am Gipfel, in einem kurzen Gespräch und beim verwunderten Anblick unserer gesamten Ausrüstung wurde uns dann kundgetan das es einen einfachn Weg inklusive Seilbahnfahrt von der Malnitzer Seite gibt.
"Du Papa, das sind echte Bergsteiger, schau amol!"
Wir verzichteten auf einen langen Gipfelaufenthalt, zu groß war uns der Trubel, zusätzlich hatten sich die letzten Stunden leider vermehrt Wolken gebildet und aus der traumhaften Fernsicht wurde ein Gipfelraten. Das Dachstein-Massiv und den Hochkönig konnten wir noch ausmachen, Großglockner und Großvenediger versteckten sich leider schon.
Wir stiegen zügig ab, seilten wieder an und begannen unseren Abstieg über den Gletscher. Wir wählten eine etwas weniger steile Abstiegsspur, mussten dadurch aber zwei richtig große Spalten überspringen. Zuerst wollten wir über die Moräne bis zum Fuß des Gletschers absteigen, entschieden uns dann aber Aufgrund des schlecht einzusehen Geländes, der vielen Spalten und der zunehmenden Steilheit dagegen. Wir querten zum Ende hin wieder nach rechts in die Aufstiegsspur. Alle waren erleichtert als sie endlich ihre Steigeisen ablegen konnten und das Material wieder im Rucksack verstaut war.
Unsere zwei neuen Bergkameradinen entschieden sich mit uns vier über das Kleinelendtal abzusteigen und so verbrachten wir einen super Nachmittag in atemberaubender Landschaft, in unterschiedlichste Gespräche verwickelt und immer wieder mit dem Blick zurück auf den Gletscher.
Der Abstieg ist sehr abwechslungsreich, von einem großen Blockfeld, schmalen Weg, bis hin zu einer breiten Moor/Sumpflandschaft, ist alles dabei. Auf 10,7km steigt man lediglich 750hm ab, da könnt ihr euch schon vorstellen was für ein endloser Marsch das war. Das Tal schien einfach nicht aufhören zu wollen. Dennoch ist das Tal ein landschaftliches Juwel, mit dem Gletscherbach als ewige konstante. Als wir dann wieder am Stausee angelangt sind mussten wir feststellen das der Schotterweg zurück zur Sperre, der am Vortag noch kurz und eben erschien, sich nach der Gipfeltour schier endlos und anstrengend anfühlt.
Gegen Ende hin waren wir alle sichtlich erschöpft und von den strapazen des Tages gezeichnet, wir teilten die letzten Wasservorräte welche ca. eine 3/4 Stunde vor dem Parkplatz endgültig zu Ende gingen. So marschierten wir, dem Auto entgegen, munterten einander auf und es wurden auch schon Pläne für ein gemeinsames Abendessen geschmiedet.
In nur einem Tag ist eine wahre Bergfreundschaft entstanden und ich glaube hier für alle sprechen zu können, dass wir hoffen, dass wir in den nächsten Jahren, noch einige Touren gemeinsam unternehmen können/werden.
Timetable der 2 Tage:
Super Blogbeitrag, sehr informativ! :)
ReplyDeleteLG aus Thailand
D.