Moin, ich glaub am besten seit ihr dran wenn ihr euch nur die schönen Bilder anschaut, die Karte erkundet und vielleicht hilft es euch auch weiter die unterschiedlichen Wegzeiten im Diagramm anzuschauen und ein wenig mit dem Weg-Zeit Rechner von Bergfreunde zu spielen. Der Rest ist echt viel blabla, leiden und gejammere und wird dieser Traumtour sicher nicht gerecht...
Prequel:
Spontan ist oft richtig gut, aber wenn am Montag ein Feiertag ist, kann spontan auch echt zach sein.
Die Planung, war per se nicht schwierig mit den heutigen Tools, aber mit ausgebuchten Hütten, mussten wir dann doch ein, zwei Dinge umwerfen und Kompromisse finden. Ursprünglich wollten wir direkt in Schladming starten, über die Hochwurzen - Rossfeld - Guschen - zur Ignaz-Mattis-Hütte und einen Tag länger hätte das ganze auch noch werden sollen. Das Problem an der ganzen Geschichte ist, dass sich eine Mega-Etappe leider nicht vermeiden lässt. Also gekürzt, umgeworfen, dafür eine Strecke doppelt gehen, dafür an jedem Tag die Möglichkeit eines Notausstieges/Abstieges, auch nicht schlecht.
Der etwas verrückte Plan hätte den Hochgolling und die Hochwildstelle in einem Trip ins Boot holen sollen aber es kam an vielen Punkten etwas anders als gedacht:
Zeit in Stunden = (Höhendifferenz in m / 400) + (Horizontaldistanz in km / 4)
Ich glaube das die Plannung schon ganz in Ordnung war, da wir ja wussten das wir diese Strecke zurücklegen müssen, haben wir uns nicht weiter mit der Beschaffenheit beschäftigt. Natürlich wäre es gut gewesen von Anfang an realistische Wegzeiten im Kopf zu haben, sich die Gegenanstiege besser zu merken und auch die Höhenmeter im Abstieg nicht ganz außer acht zu lassen. Aber wie gesagt, alternativen zu diesem Weg gibt es nicht wirklich, die Abweichung vom 2ten Tag lies sich gut vor Ort entscheiden. Wie immer wäre Training als Vorbereitung viel entscheidender gewesen, aber es war halt spontan, wir hatten großes vor.
Als Ausgangspunkt haben wir den großen kostenpflichtigen Parkplatz bei den Riessachfällen (Wilde Wasser - Seeleiten Parkplatz) mit 11€ pro Tag gewählt. Wenn das Mauthäuschen nicht besetzt ist könnt ihr einfach durchfahren und bekommt dann einen Erlagschein auf die Windschutzscheibe geklebt, welcher beim rausfahren oder von Zuhause bezahlt werden kann. Die nette Dame am Schalter hat uns dankenswerterweise die Sommercard reingerechnet so mussten wir "nur" 22€ anstatt der wahnwitzigen 33€ bezahlen.(Öffis und Wanderbus sind halt leider wie immer in Österreich ein fucking Joke, frühestmögliche Start wäre 9:00Uhr gewesen, da haben wir schon unseren ersten Kaffee auf der Gollinghütte getrunken, 4€ für einen Häferlkaffee der seit 6Uhr in der früh gewärmt wurde war der nächste Joke des Tages, genug der Aufregung, ab jetzt wird es richtig cool.)
Vom Parkplatz geht es vorbei am Gasthaus Riesachfall. Hier ist die Gollinghütte mit 2h und der Hochgolling mit 6h angeschrieben. Diese Wegtafeln würden einem bei der Tourenplanung wirklich weiterhelfen, wie ihr oben in der Tabelle sehen könnt gab es da riesige Zeitunterschiede. Schade eigentlich das Alpenverein.com hier so falsch liegt, wo doch alle Daten zu den Wegen und Wegstrecken vorhanden wären, bzw. die Berechnungsformel nicht kompliziert zu integrieren wäre.
Über einen breiten Schotterweg, beginnen wir unseren Aufstieg. Der Anfang ist noch stark bewaldet und liegt komplett im Schatten, trotz der sommerlichen Temperaturen im Tal verträgt man hier noch eine leichte Jacke und auch über mein lange Wanderhose (abzippbar) bin ich echt sehr dankbar.
Es geht nur leicht bergauf und man muss aufpassen nicht allzu sehr zu trödeln, den gerade auf diesen langweiligen Schotterwegen ist es immer schwer gut Tempo zu machen. Wir haben heute noch viel vor wollen uns nicht verausgaben, aber auch keine Zeit verlieren. Wir werden von einer traumhaften Kulisse umschlossen, hohe Wände, Bäche, Wasserfälle und der blaue Himmel es ist alles angerichtet für den heutigen Tag.
Am Ende der unteren Stegeralm, steigt man dann das erste mal steil neben einem Wasserfall zur Gollinghütte hinauf. Wir trinken schnell einen Kaffee, orientieren uns kurz, schauen uns die Abzweigung für den morgigen Tag an und dann geht es auch schon weiter.
Am Ende der unteren Stegeralm, steigt man dann das erste mal steil neben einem Wasserfall zur Gollinghütte hinauf. Wir trinken schnell einen Kaffee, orientieren uns kurz, schauen uns die Abzweigung für den morgigen Tag an und dann geht es auch schon weiter.
Ein paar Fotos, eine kurze Stärkung, 1000hm auf nicht einmal 3km liegen vor uns. Gleich wird es richtig steil, das Geröllfeld schaut nicht sehr einladend aus, mittlerweile liegt es auch schon in der Sonne, das wird jetzt richtig harte Arbeit werden.
Nur selten hebe ich den Kopf um die Umgebung zu genießen, jeder geht seinen eigenen Trott, nun bezahlt man hart für jede Minute Faulheit der letzten zwei Jahre. Für euch als toptrainierte Leser mag sich das jetzt alles furchtbar übertrieben anhören, für euch ist das vielleicht nur ein Spaziergang. Für uns einmal wieder eine sehr ambitioniertes Vorhaben, ohne irgendetwas davor getan zu haben, aber das kennt ihr ja bereits aus vergangenen Posts :)
Gegen 11:19 Uhr stehe ich auf der Scharte 8min unter der angegebenen Zeit.
Ich entscheide mich über den Nordwestgrat aufzusteigen, welcher am Anfang super leichte Klettereien bietet, zur linken geht es 1000m in die Tiefe, den ganzen Aufstieg herrlicher rundumblick, zurück ins Tal, in die Nordwand, ein Traum.
Leider sind die Markierungen recht weit auseinander, was auf einem Grad eigentlich egal ist, so lande ich vielleicht aus Unachtsamkeit oder reiner Inkompetenz plötzlich auf einer Felsnadel(welche man anscheinend rechts umgehen hätte müssen) und muss plötzlich all meine Kletterkünste auspacken, rechts eine Leiste crimpen, ohne sichtbaren Tritt ins leere Steigen, das ganze mit einem 10kg schweren Rucksack, bis ich endlich wieder Boden unter den Füssen hatte...
"Oh fuck" denke ich mir, wenn es noch schwerer wird, werde ich das wohl nicht schaffen. Danach halte ich mich eher links, was mich dann zu tief in ein Sand/Schotterfeld führt, schon fast am Normalweg zurück, klettere ich zur nächsten Markierung hoch. Als ich zurück Blicke sehe ich den super Weg am Grad der viel leichter gewesen wäre wie das was ich hinter mir habe. Ich ärgere mich, klettere weiter, als meine Begleitung plötzlich 10m neben mir steht, scheiße ich auf den Rest des NW-Grades und wir gehen gemeinsam zum Gipfel.
Um 14 Uhr stehen wir dann am 2862m hohen und extrem beeindruckenden Hochgolling. Nur 20min langsamer wie die Wegtafel es beim Parkplatz prophezeit hatte.
Ab in die Landawiersee-Hütte, Matratzenlager beziehen, Duschen, Abendessen, versuchen zu schlafen, aufstehen, Frühstücken, frisch machen und weiter geht´s.
Auf der Hütte gibt es so gut wie keinen bzw. extrem schwankenden Handy- oder Internetempfang. Die Wettermodele der letzten Tage sagen Regen gegen 14 Uhr voraus, Tourendauer ca. 9h -> nass werden wir so oder so werden.
Um ein paar Höhenmeter zu sparen entscheiden wir uns heute den etwas schwierigeren Höhenweg zu nehmen. Da wir so früh gestartet sind, liegt der größte Teil des Weges noch im Schatten und wir kommen gut vorwärts. Der Weg ist echt schmal und ein fehltritt in die feuchte Wiese unbedingt zu vermeiden. Die leichten Kletterpassagen sind gut mit Drahtseil versichert und kein Problem, auch wenn sie auf den Fotos recht spektakulär wirken. Steil geht es auf die Gollingscharte und zurück hinunter ins Tal. Rund 400hm im Aufstieg und über 700hm Abstieg liegen gegen 10:13Uhr auf der Gollinghütte bereits hinter uns.
Der nächste große Brocken wartet bereits. Von 1641m geht es jetzt unerbittlich steil, schmal, zum teil schon wieder in Kletterei auf den 2618m hohen Greifenberg. Ich fand den untern Teil des Weges zum Greifenbergsattel furchtbar! Ich war auf einen normalen Wanderweg eingestellt und nicht auf ein schmales Band was sich durch die sehr steile Westflanke des Greifenberg´s zieht. Feuchte Steine, 4m leichte aber nasse Kletterei über einen "Bachlauf"/"Wasserfall", ohne viel Wasser zum Glück. Wäre der untere Teil nicht so stark bewachsen wäre es wohl als ausgesetzt zu deklarieren. Abrutschen sollte man do wohl nirgends. Kurz vor dem Greifenbergsattel geht fast gar nix mehr.
2xDr.Böhm Leistungselixir 2xFruchtschnitten und eine Clif Bar White chocolate Macadamia später, gings mir langsam wieder besser. Vor lauter leid hab ich euch noch gar nicht von den schwarzen Wolken, Regen und Donner in der Ferne erzählt, "haha" ich war so froh über jeden Schatten, dass mir das zu diesem Zeitpunkt auch recht egal war.
Schnell auf den Gipfel, Gipfelselfie und nichts wie runter von dem scheiß Berg. Vorbei an zwei Instagram(ern) die vor lauter Fotografieren nicht Richtung Himmel blickten.
Und endlich, ich sags euch kam meine Kraft zurück und "mein" Weg lag vor mir, große feste Steine, welche mich zu einem wahren Abwärts-sprint einluden. Vorbei an den nächsten beiden Wanderern, kurze Info von einem aufsteigenden Kameraden zur Wegfindung durch dieses Steinfeld und schwubsdiewubs waren wir auf der Klafferscharte.
Es hatte mittlerweile schon zu Regnen begonnen und die Gewitter, welche nicht vorhergesagt waren, fielen ein wenig heftiger aus, wie man es sich hier oben wünschen würde, also weiter, weiter, gogogo
nichts wie runter von diesem Plateau.
Der Weg wurde sofort zu einem kleinen Bach und diesem Bach folgten wir im starken Regen und Donnergrollen für die nächste Stunde zur Preintalerhütte.
Weiter ging es in dem Fall nicht wirklich, wir hatten 27.2km, 3265hm↑, 2677hm↓ hinter uns. Unserer Beine waren sehr müde und vom Vortag gezeichnet. Selbst in voller Frische ist eine 13.2km 1158hm↑ 1748hm↓Tour auf die Hochwildstelle eine Herausforderung und an all jene, die das als Tagestour vom Tal aus machen und das ganze noch als Trailrun, größten Respekt! (siehe berghasen.com)
Wir werden die Hochwildstelle wohl vom Steirischen Bodensee aus über die Hans-Wödl-Hütte nachholen.
Wir entschieden uns gemütlich zum Parkplatz abzusteigen, die rest Wolken verzogen sich langsam und als der Morgennebel sich auflöste, hatten wir zum Abschluss noch einmal perfektes Wetter. Bei den ersten paar Höhenmeter heißt es noch aufpassen, die Steine sind sehr glatt und noch nass vom gestrigen Regen, der restliche Weg verläuft über eine breite Schotterstraße aka "Autobahn " ins Tal. Die Gegend entschädigt für den langweiligen Hatscher, wie ihr auf den zwei Abschluss-Fotos erkennen könnt.
Da es bei langen Touren immer schwierig ist zu Tracken, haben wir euch die Zeiten aus den Fotos zusammengeschrieben. Pausen haben wir nicht extra aufgeführt. Die Wegfindung ist recht einfach, alle Abzweigungen sind super Markiert.
Umso länger das Abenteuer hinter mir liegt, umso schöner finde ich die Tour, die weiteren Möglichkeiten die sich in dieser Gegend bieten, auch wenn ich mir während dem gehen geschworen habe, hier bestimmt nicht mehr zurückzukommen.
| Tag 1 | Tag 2 | Tag 3 | |||
| 07:40 | Start Riessachfälle | 07:15 | Start | 07:21 | Start |
| 09:05 | Gollinghütte | 08:51 | Gollingscharte | 08:57 | Parkplatz Riessachfälle |
| 11:19 | Gollingscharte | 10:13 | Gollinghütte | ||
| 14:00 | Hochgolling | 13:17 | Greifenberg | ||
| 15:44 | Gollingscharte | 15:30 | Preintalerhütte | ||
| 16:56 | Landawierseehütte |
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