Patrick hat die Tour 2009 schon einmal gemacht und schon damals war ich von der Beschreibung und den Fotos fasziniert. Also habe ich noch schnell alle UNI-Prüfungen hinter mich gebracht und los gehts.
Anspruchsvoll bekommt am Reichenstein eine ganz neue Bedeutung. Es ist nicht die längste Tour und auch nicht die mit den meisten Höhenmetern, aber sie ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Doch spätestens am Gipfel war es jede Anstrengung wert und man wird mit einer wahnsinns Aussicht belohnt.
Da das Wetter ab Mittag umschlagen sollte brachen wir wieder einmal relativ früh auf. Von Graz dauert die Anfahrt in etwa 1:30h. Einfach auf der A9 Richtung Salzburg/Linz (oder über die S35 wenn man die Tunnelmaut nicht bezahlen möchte, +20min) bis zur Abfahrt Tregelwang.
Dannach in den Ortskern Gaishorn am See und den Schildern in Richtung Mödlingerhütte/Reichenstein folgen.
Am Ende der normalen Straße muss man dann nochmal Maut bezahlen(4€ für jedes Auto +1€ für jede extra Person) um bis kurz unter die Mödlinger Hütte fahren zu können. Der Parkplatz befindet sich 150hm und 1,5km vor der Hütte entfernt.
Der Aufstieg bis zur Hütte ist mit 30min angeschrieben, wir brauchten allerdings nur 15min. Zeitangaben sind auf diesem Berg sowieso relativ, aber dazu später mehr.
Kurz vor der Hütte bekommt man dann das erste Mal den absolut epischen Blick auf den Reichenstein und auf die Südseite des Admonter Kalblings, geboten.
Nach der Hütte folgt man dem Wiesen/Waldweg bis zum Heldenkreuz.
Dann gehts den mittleren Weg sehr steil nach unten, auf den ersten Blick würde man dort gar keinen Weg vermuten. Anschließend geht es entlang der Latschen, wie im Titelbild eingezeichnet, nach oben(bei Sonnenschein sehr warm, kein Schatten). Schon bald kommt man zu einer Weggabelung an der man links in die Wand quert, wenn man weitergeht kommt man zum Einstieg des Ostgrats (Totenköpfel) Mehrseiltour. An dieser Gabelung kann man ein letztes mal gemütlich Pause machen denn danach wird es steil!
Der weitere Weg durch die Wand ist sehr gut mit Roten markern versehen und ich kann jedem nur empfehlen den Markern zu folgen damit man auf der richtigen Höhe bleibt. Der erste Abschnitt besteht aus einer langen Querung nach links, die mehrheitlich aus quer/abkletterei besteht. Danach kommt das steilste Stück, in etwa 300 Klettermeter. An einer Stelle hängt ein kurzes Seil das vor allem beim Abklettern hilfreich ist. Die Kletterei ist größtenTeils im 2ten Grad mit einzelnen Stellen/Zügen im 3ten.
Die letzten 100 Meter sind dann wieder normal zum Gipfel hinauf zu gehen. Ich kann hier nur Jedem empfehlen so wenig Gewicht und einen nicht zu großen Rucksack mitzunehmen. Auf das Seil welches Patrick bei seiner ersten Begehung noch dabei hatte, haben wir diesmal verzichtet. Das eingesparte Gewicht erleichtert das Abklettern, der kleine Rucksack ermöglicht es bequem am hintern sitztend die nicht so steilen Stellen zu meistern. Man sollte auf jeden Fall Trittsicherheit und einen Helm (Achtung lose Steine, andere Personen, Gämsen) mitbringen. Die Kletterei ist mit festen Bergschuhen gut zu bewältigen.
Ist man dann einmal auf dem Gipfel angelangt ,wird man mit einer absolut genialen Aussicht belohnt, die jeden Aufwand wert ist. Vorallem den Blick auf Ödstein und Hochtor fand ich sehr beeindruckend. In der ferne lässt sich auch Grimming und Dachstein erkennen. Wir brauchten ungefähr 3h für den Aufstieg mit ca. 15min Pause vorm Quergang.
In der Wand sind wir zwei anderen Bergsteigern begegnet die eigentlich den Ostgrad gehen wollten, welcher aber in der Früh noch viel zu nass war. Dadurch hatten sie recht viel Material mit und drehten dann auf dem Normalweg 300hm vor dem Gipfel, eigentlich nach dem sie alle Schlüsselstellen bewältigt hatten noch um :(
Obwohl wir gut in der Zeit lagen sahen wir wie sich langsam Quellwolken über den Niederen Tauern aufbauten und verweilten deshalb nur kurz am Gipfel da wir wussten, dass das Abklettern noch sehr schwierig und bei Regen wahrscheinlich unmöglich werden würde.
Meiner Meinung nach war der Abstieg auch weit anspruchsvoller und Mental anstrengender als der Aufstieg und man muss sich hier sehr vorsichtig und überlegt nach unten bewegen. Da wie gesagt sehr viel lose Steine und Geröll herumliegt sollte man den Abstieg sehr konzentriert angehen und sich lieber mehr Zeit lassen als irgendwas zu überstürzen. Vorallem die lange Querung fand ich persönlich auf dem Rückweg schwieriger. Als wir wieder aus der Wand draußen waren gönnten wir uns dann noch eine letzte Pause und stiegen anschließend recht zügig ab. Gesamt brauchten wir 6h45min davon 3h Aufstieg, 3h Abstieg und 45min Pause. Hier findet man je nach Bericht verschiedenste Zeiten, wichtig ist nur den Abstieg/das Abklettern nicht zu unterschätzen, da man hier für längere Zeit sehr konzentriert bleiben muss.
Wettermäßig hatten wir Glück, es wechselte jedoch oft von gefühlten 30°C zu 15°C wenn der Westwind kam. Vorallem im Abstieg ist man 90% der Zeit der Sonne ausgesetzt, als genug zum trinken mitnehmen(wir brauchten etwas mehr als 2 Liter)!
Im Fazit einer der genialsten und schönsten Berge die ich je gemacht habe, eine wahnsinns Aussicht und ein spannender/anspruchsvoller/abwechslungsreicher Weg. Abstieg meiner Meinung nach das schwerste und auf keinen Fall zu unterschätzen. Auf jeden Fall ein Erlebniss (nur bei gutem Wetter und mit Helm zu empfehlen).
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